Contergan
Gestern habe ich eine Dokumentation über „Contergan“ gesehen.
Das ist ja schon ganz schön übel.
Der Wirkstoff Thalidomid wurde wohl in den 1950er Jahren durch Zufall entdeckt. Bei den wenigen Tests, die nur an Mäusen durchgeführt wurden, ist aufgefallen, dass die Tiere einschlafen.
Da es zu der Zeit noch kein Arzneimittelzulassungsgesetz gab, wurde das Mittel ohne weitere Tests als vollkommen harmloses Schlafmittel auf den Markt gebracht.
Kurze Zeit später ist es das beliebteste und meistverkaufteste Schlaf- und Beruhigungsmittel der Nachkriegsjahre. 1960 werden jedoch erste missgebildete Kinder geboren.
Das Fatale an diesem Wirkstoff ist, dass es den Entwicklungsprozess eines Kindes ab dem Zeitpunkt der Einnahme behindert. Wird das Mittel während der Ausbildung der Gliedmaßen eingenommen, kommen die Kinder mit missgebildeten Armen oder Beinen zur Welt. Meist sind die Hände mehr oder weniger ausgebildet, die Arme fehlen jedoch…
Über 5000 Kinder wurden derart missgebildet geboren. Nur etwas mehr als die Hälfte lebt heute noch.
Es war schon schlimm anzusehen. Aber was ich viel schlimmer fand, ist, was die Betroffenen über ihr Leben erzählt haben und was gezeigt wurde. Die Kinder wurden gehänselt und ausgestoßen, teilweise sogar von ihren eigenen Familien abgeschoben. Ganz zu schweigen davon, um wie viel komplizierter das Leben für einen Menschen ist, der nicht richtig greifen und sich nicht alleine anziehen oder auf die Toilette gehen kann.
Was leider auch irgendwie für unsere Gesellschaft mal wieder typisch ist:
- Das Medikament wurde erst nach vermehrtem öffentlichem Druck vom Markt genommen.
- Die betroffenen Familien wurden mehr oder weniger genötigt zu unterschreiben, dass sie die jetzige finanzielle Unterstützung annehmen und dafür von jedem weiteren Anspruch auf Entschädigung oder Hilfe Abstand nehmen.
- Nur der Leiter eines Forschungsbereiches von Grünenthal wurde verurteilt und somit ist die Frage der Schuld abgehakt.
- Hier zu Lande wurde das Medikament letztendlich als gefährlich eingestuft, also schafft man es ins Ausland, vorwiegend natürlich in ärmere Länder.
- Hw Nr. 237
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